ReactOS – der open-source Windows-Nachbau

Das ReactOS Projekt hat eine mittlerweile lange Historie. Laut Wikipedia-Artikel begann die Entwicklung bereits 1998 und die erste lauffähige Version mit grafischer Benutzeroberfläche erschien 2004.

Ziel des Projekts ist der Nachbau eines quelloffenen Windows-kompatiblen Betriebssystems. Die Optik orientiert sich meines Erachtens am ehesten an Windows 2000 bzw. 2003.

Vor einigen Jahren hatte ich ReactOS bereits einmal getestet. Nun hatte ich wieder einmal Lust darauf, mir den Entwicklungsstand in einer virtuellen Maschine anzusehen.

Den ersten elementaren Fehler, den ich bei der Einrichtung einer virtuellen Maschine mit Virtualbox begangen habe, war als Betriebssystem-Typ ein 64 Bit Windows auszuwählen. Denn ReactOS gibt es aktuell tatsächlich nur als 32 Bit Variante! An 64 Bit wird aber gearbeitet! 🙂

Wählt man also ein 32 Bit Windows – z.B. Windows 2003 als Betriebssystem-Typ in Virtualbox aus, so startet das Betriebssystem problemlos. Ich habe die Boot-CD Variante der Live-CD Variante vorgezogen. Dementsprechend musste ich ReactOS also erst auf meiner Virtualbox installieren. Das ist aber in 2-3 Minuten erledigt. Der Installer ist stilecht mit blauem Hintergrund und analog zu Windows 95 bis XP gehalten. Retro-Fans kommen hier also schon einmal auf ihre Kosten! 😉

Auch wenn die Zeiten von Windows 2000/2003/XP mittlerweile schon spätestens seit einigen Jahren der Vergangenheit angehören, fühlt man sich als ehemaliger Nutzer sofort heimisch. Erste Amtshandlung meinerseits war ein Rechtsklick auf den Desktop und die Anwahl von „Eigenschaften“ -> „Einstellungen“ zum Ändern der virtuellen Bildschirmauflösung. Ich entschied mich natürlich für ein 4:3 Verhältnis und 1280×1024 Pixel. Zu meiner positiven Überraschung funktionierte die Umstellung der Auflösung ohne Weiteres so dass sich das Vbox-Fenster auf eine angenehme Größe erweiterte.

Tolles Feature, das nicht ganz stilecht ist, ist der integrierte Paketmanager über den gängige und klassische Windows-Software mit wenigen Klicks installieren lässt.

Dazu zählen Klassiker wie:

  • 7-zip
  • Code::Blocks – die C/C++ Entwicklungsumgebung
  • Irfanview
  • und viele mehr…

Damit hat man also gleich etwas zum Testen in greifbarer Nähe. Die Paketverwaltung lädt sich die Pakete übers Internet ohne weiteren Konfigurationsbedarf herunter.

Ich habe einmal testweise in Code::Blocks eine „Hallo-Welt“ Applikation erstellt, die ohne Weiteres erfolgreich kompiliert werden konnte.

Mit der hier verwendeten Version 0.4.12 befindet sich das Projekt zwar immer noch im alpha-Stadium. Ausgewählte Spielereien und das Aufwärmen bzw. neu erleben nostalgischer Erinnerungen an die vor dem Bildschirm verlorene Jugend sind also mit ReactOS also durchaus schon möglich! Und der Aufwand hierfür ist absolut überschaubar und kann jedem Interessenten nur angeraten werden!

Ich hoffe, dass das Projekt sich weiterhin positiv entwickelt und sukzessive vermehrt als vollwertige Spielwiese für alle Windowsjünger des letzten Jahrtausends herhalten kann.

Für den eher rational gearteten Nutzer, der lediglich (alte) Windows Anwendungen auf einem quelloffenen Betriebssystem ausführen möchte, bietet sich natürlich auch einfach eine gute Linux Distribution in Kombination mit Wine an. Schließlich setzt ReactOS ja für die Windows-API ebenfalls darauf.